Im Glanz der Rose von Sitamun (Weil ich ohne dich nicht leben kann) ================================================================================ Kapitel 5: Davor ---------------- Ein sonniger Tag, schöner als alle anderen vorherigen in dieser Woche. Zum ersten Mal seit Tagen regnet es nicht und auch wenn ein paar Wolken den Himmel bedecken, ist es doch ein schöner Anblick, zum Himmel hochzusehen und einen Streifen Blau entdecken zu können. Es ist nicht mehr lange, vielleicht noch ein oder zwei Wochen – ich habe die Daten nicht ganz genau im Kopf –, dann ist Ostern. Irgendwann Mitte April. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich erst kurz zuvor, den Entschluss gefasst, Sasuke ruhen zu lassen und mich anderen Männern zuzuwenden; Ino hatte Recht gehabt. Sasuke ist nicht der letzte Mann auf Erden. Es lohnte nicht, ihm ewig hinterher zu trauern. Sie selbst hatte sich dieser Meinung bereits angeschlossen und flirtete nun seit Tagen bereits mit ihrem Teamkollegen Shikamaru, was das Zeug hielt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er großen Gefallen an der Idee findet, in absehbarer Zeit mit ihr zusammenzukommen. Sie ist wirklich ein nettes Mädchen und … ich weiß, dass sie in den entscheidenden Momenten schüchtern wird wie Hinata, eine gute Freundin von mir, es ist. Shikamaru wird es sicherlich genießen, mal die Hosen in ihrer Beziehung anzuhaben. Dass sie mal nach seiner Pfeife tanzen würde, hätte er vermutlich nicht einmal in seinen kühnsten Träumen zu hoffen gewagt. Aber das macht ja auch nichts. Sehr wahrscheinlich würden seine Träume demnächst Wirklichkeit. Für mich ist es ziemlich offensichtlich, dass Ino, seit sie sich damit abgefunden hatte, dass sie Sasuke nie in ihrem Leben haben konnte, ihn als Opfer ihrer Aufmerksamkeit ausgesucht hatte. Meiner Meinung nach war sie so oder so schon seit ihrer Zeit als Ge-nin in ihn verliebt und hatte sich nur an Sasuke rangeschmissen, weil sie den anderen Mädchen doch um nichts nachstehen konnte. Sie wollte von allen anderen die beste sein … und so weit es mich betrifft, war sie das auch. Es hatte nicht einmal lang gedauert und ich war davon überzeugt, dass ich Sasuke in ein paar Jahren in ihren Armen liegen sehen würde. Jetzt ist Sasuke nicht mehr da. Der Kampf um ihn wurde aufgehoben ohne dass auch nur eine von uns Mädchen dem Preis einen kleinen Schritt näher gekommen war. Natürlich dachten eine Menge Mädchen meiner Altersgruppe anders. Immerhin war ich mit ihm in einem Team, verbrachte sehr viel Zeit mit ihm, kämpfte an seiner Seite und wurde von ihm beschützt. Ich weiß, dass es der schönste Traum von all jenen Mädchen war und ich weiß auch, dass keines von ihnen auch nur im Ansatz daran dachte, dass dieser Traum nie wahr werden könnte. Doch dann ging Sasuke. Ich hatte ihn zuletzt von den ganzen Mädchen gesehen. Ich war diejenige, mit der er seine letzten Worte innerhalb der Dorfesgrenzen sprach. Aber das weiß kaum eines von ihnen. Ich habe es allerdings auch nicht an die große Glocke gehängt. „Danke für alles.“ Seine letzten Worte, die in keinem einzigen Bericht erwähnt werden, weil ich sie nicht weitersagte. Für mich behielt. In meinem Herzen trug in der hintersten, dunklen Ecke, gut versteckt, damit sie mir keiner nehmen könnte. Und das hatte bisher keiner gemacht. Ich hatte nicht einmal Naruto etwas davon erzählt, obwohl ich es ihm eigentlich schuldig bin, so oft wie er versuchte, ihn für mich zurückzubringen. Für mich. Bisher dachte ich eigentlich immer, Naruto wäre der perfekte Partner für Hinata – immerhin konnte jede Frau (und auch jeder Mann, der sich nicht dümmer stellte als er war) mehrere Kilometer gegen den Wind riechen, wie sehr Hinata ihn mochte. Mittlerweile wage ich es auch zu behaupten, dass sie ihn liebt. Ich finde es seit jeher süß, wie sie errötet, wenn sie ihn ansieht und fast nicht anders kann als glücklich in sich hineinzulächeln und an nichts anderes zu denken als an einen romantischen Sonnenuntergang zu zweit. Er hält sie in seinem Arm. Doch seit er von seiner Trainingsreise mit Jiraiya-sama zurückgekehrt ist, ist er in meinen Augen anders. Nicht schlecht und ob sie gut ist, seine Veränderung, konnte ich bisher noch nicht für mich entscheiden. Ich weiß nicht, was ich von ihm halten soll. Ich weiß nicht, wie viel von dem, was er mir auftischt, echt ist und was gespielt. Und ich glaube, er spielt eine Menge. Viel zu viel als er es als Freund dürfte. Aber als ein trauernder Freund sehe ich es ihm nach. Bin nicht böse. Er darf und kann spielen, wenn er will, wenn er meint, dass er seine Trauer nicht mehr verbergen kann, wenn er von einem Moment überfallen wird, in dem ihm klar wird, dass er nicht genug Mut hat, für all das, was Sasukes Rettung von ihm abverlangt. Natürlich sieht er es nicht gerne ein, aber auch er hat seine Grenzen. Gewissheit zu haben ist allerdings doch eine kleine Tatsache, die ich nicht aus meinen Gedanken verbannen kann. Sasuke ist für mich abgehakt, ich habe mich Inos Meinung angeschlossen. Auf Sasuke zu warten bringt nichts. Aber Naruto … Er ist hier – bei mir, ständig und immer. Selbst durch Missionen sind wir kaum voneinander getrennt, denn selbst ohne Sasuke und mit Sai an unserer Seite sind wir immer noch dasselbe Team. Erst Team Sieben, mittlerweile Team Kakashi. Wir gehören zusammen. Sind einfach unzertrennbar. Unser Leben ist eins. Also warum nicht … Dieser Gedanke kam mir bereits, als Naruto unterwegs war und ich verwirrt und verloren war, nicht wusste, wohin mit mir, obwohl Tsunades starke Hand mich führte und lehrte, und ich konnte ihn bisher noch nicht loslassen. Ich hatte Naruto am Anfang, als wir einem Team zugeteilt worden waren, als lästig, nervig, naiv und einfach nur dumm angesehen. Für mich hatte er keinerlei Ahnung, was es bedeutete, Strenge zu erfahren. Er war für mich verwahrlost und hatte nie gelernt, zwischen richtig und falsch zu unterscheiden. Das einzige, was er wusste, war, wie man Streiche spielte und wie man entkam, ohne erwischt zu werden. Das war alles. Hätte ich damals mein Wissen von heute gehabt, hätte ich gewusst, dass er in seinem Körper ein so schlimmes und gefürchtetes Wesen in sich trug, in ihm versiegelt, weil der vierte Hokage keinen anderen Ausweg sah, und die Leute ihm aus dem Weg gingen, weil sie Angst hatten, fürchterliche Angst, dann hätte ich niemals so von ihm gedacht. Dann wäre ich seine gute Freundin geworden, die ihm in schweren Stunden beistand, denn von denen hatte er ja offensichtlich genug. „Sakura.“ Ich drehe mich um, blicke zu dem, der mich rief. Naruto … Wenn man vom Teufel sprach … oder in diesem Fall eher dachte … Ich begrüße ihn herzlich, lächele ihn an und er setzt sich zu mir, auf die Klippe über dem Ahnenrelief, von der man den Sonnenuntergang so schön beobachten konnte. Eine halbe Stunde vielleicht noch und die Sonne würde zwischen den Bergen verschwinden. Derselbe Sonnenuntergang wie in jener Vorstellung, dieselbe Person, wenn man zur Seite blickt, nur fehlte die, der diese Vorstellung entsprang. Innerlich entschuldige ich mich bei Hinata, wende mich Naruto zu und mein Blick folgt ihm, bis er neben mir sitzend den größten Teil seiner Bewegungen einstellt. „Ich hab dich gesucht.“ „Wieso?“ Er grinst breit, wie üblich, und in diesem Moment drängt sich in meinen Gedanken wieder die Frage auf, wie viel von seiner guten Laune echt ist. Aber ich frage auch nicht nach. Ich habe mich daran gewöhnt, Naruto grinsen zu sehen, so überglücklich, wie er es seit je her schon immer war, obwohl er so oft alleine gelassen wurde. „Einfach nur so.“ Ich frage mich, ob er genauso wie ich über seine Trauer hinwegkommen konnte. Hegt er eigentlich noch Hoffnungen, die ihm jeden Tag wieder Mut geben, dass Sasuke irgendwann wieder ins Dorf zurückkehren wird? Ich werde ich nicht fragen. Wenn er mir etwas sagen will, wird er das tun. Er ist ja oft genug bei mir. Wie ich schon sagte, sind wir eigentlich ständig zusammen. Verstohlen werfe ich ihm einen Blick zu, lächele und schüttele kaum merklich den Kopf. Er würde mich nicht enttäuschen, ich könnte mich bei ihm ausweinen, wenn ich es wollte. „Wirklich?“ „Ja, wirklich. Wieso? Darf ich nicht?“ „Doch, natürlich darfst du. Du eher als alle anderen.“ Sein Grinsen schwächt für einen Moment, wird unsicher und seine Mundwinkel sinken nach unten, nur um sie einen Augenblick später, in dem unsere Augen aneinander hingen, in einem liebevollen Lächeln wieder nach oben zu ziehen. „Danke, Sakura.“ „Wofür bedankst du dich? Wir sind doch Freunde.“ Ich weiß, dass es nach etwas anderem klingt, überhaupt nicht mit dem übereinstimmt, was ich gerade dachte. Aber das muss es auch nicht. Er spielt ja auch, nicht wahr? Wir schweigen, sehen uns zusammen den Sonnenuntergang an. Wohlig seufzend rücke ich ein wenig näher an ihn heran, lehne meinen Kopf gegen seine Schulter, schließe für einen winzigen Moment die Augen. Als ich sie wieder öffne, lege ich meine Hand auf die seine. „Sakura?“ „Mh?“ „Liebst du ihn immer noch?“ Ich blicke nicht auf, als er diese für ihn wirklich ungewöhnliche Frage stellt, aber ich wundere mich auch nicht. Hin und wieder hat Naruto halt seine ernsten Phasen und mir fällt auf, dass ich sie, gerade weil sie so selten sind, immer mehr zu schätzen gelernt hatte. Es ist fast, als hätte er meine Gedanken gelesen, hätte gewusst, dass ich heute den ersten Schritt in eine andere Richtung getan hatte, die nicht zu Sasuke zurückführte. „Nein, nicht mehr.“ „Wirst du … dein Herz jemals einem anderen öffnen können?“ „Ich habe es dir bereits geöffnet, Naruto …“ Er sieht mich an, seine Augen vor Überraschung geweitet, er murmelt ein Danke und drückt seine Lippen auf meine Stirn. Mein Herz ist für ihn offen ja, aber … Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)